Verblassen und Haarschäden vorbeugen

Frau mit langen Zöpfen
Haarpflege für koloriertes Haar

Sind die Haare frisch gefärbt, strahlen und glänzen sie und sehen wunderbar aus. Damit unsere Farbfreude möglichst lange anhält, braucht kolorierte Mähne viel Pflege, Liebe, Schutz und Aufmerksamkeit – und das bis in die letzte Strähne. Farbspezialistin und Friseurmeisterin Sophie Herzog weiß, was gefärbtes Haar wirklich braucht. Sie gibt die besten Tipps für Sommer, Sonne und Urlaub, aber auch für den normalen Alltag mit kolorierten Haaren – ganz egal, ob blond, braun oder rot. Ihr Plädoyer: Nichts wie ran an die Conditioner-Flaschen, Glossings, Farbmasken, UV-Sprays, Haaröle und Sonnenhüte!


Im Interview: Sophie Herzog

Sophie Herzog ist Haarexpertin, Friseurmeisterin und Mitbesitzerin des Haarsalons Roslyn Hair Design im Münchner Osten. Sie erklärt, was frisch gefärbte Haare brauchen, wie man stumpfe Strähnen wieder zum Glänzen bringt und warum Conditioner das A und O bei der Pflege von koloriertem Haar ist. Warum man als Blondine unbedingt Aspirin in den Koffer packen sollte, wenn es ans Meer, an den Pool oder in die Sonne geht? Warum man seine Haare nie zu wild föhnen sollte? Und warum „sauer“ das Haar glänzend macht? All das und noch viel mehr verrät sie im Interview.

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Tipps vom Profi

Was macht gefärbte Haare besonders glänzend?

„Glanz ist immer abhängig von der äußersten Schicht der Haare: der Schuppenschicht. Ist diese angelegt und glatt, glänzen die Haare. Durch Färben – besonders mit Ammoniak – gerät der saure pH-Wert des Haares ins Ungleichgewicht, das Haar quillt auf und die Schuppenschicht öffnet sich. Dadurch sehen die Haare matt und spröde aus. Denn durch die geöffnete Schuppenschicht wird das Licht nicht mehr gerade abgeprallt, sondern gebrochen. Dadurch wirken die Haare stumpf. Um also den Glanz längerfristig zu erhalten, muss man dem Haar deshalb etwas geben, das einen sauren pH-Wert hat: Conditioner! Er sollte – auch bei ungefärbten Haaren – nach keiner Haarwäsche fehlen. Was ebenso gerade im Trend liegt, sind Glossings. Diese haben – ähnlich wie Conditioner – einen sehr sauren pH-Wert und sind meist mit anderen Stoffen wie natürlichen Ölen angereichert. Was ich außerdem gerne mache, ist, in die feuchten Haare – kurz vorm Föhnen – noch mal ein bis zwei Tropfen Haaröl zu geben. Das sorgt für Geschmeidigkeit und gibt diesen extra Finish-Glanz.“


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Die Haarwäsche immer mit dem Conditioner abschließen

Warum sollte man bei koloriertem Haar immer Conditioner verwenden?

„Ein Conditioner ist im pH-Wert immer sehr sauer angelegt. Das zieht die Schuppenschicht der Haare wieder zusammen. Und das wiederum sorgt nicht nur dafür, dass Farbpigmente weniger herausfallen können, sondern verleiht dem Haar auch Glanz. Deshalb ist es wichtig, Conditioner immer als Abschluss auf die Haare zu geben – ganz egal, ob nach dem Shampoo, nach einer Haarmaske oder nach dem Färben.“

Schon gewusst? „Besonders wichtig ist die Anwendung eines Conditioners bei rot gefärbten Haaren: Rote Farbpigmente haften nicht in der Tiefe des Haares, sondern eher außen und können dadurch schneller wieder herausfallen. Aber durch Conditioner wird das Ganze gehalten.“

Welche Inhaltsstoffe tun gefärbtem Haar besonders gut?

  • „Aloe Vera und Hyaluron sind sehr feuchtigkeitsspendend und deshalb ideal bei trockenen Längen und Spitzen.“
  • „Pflege auf Keratinbasis ist sehr gut. Keratine sind natürliche Baustoffe im Haar, die die Schuppenschicht maximal glätten. Auch kann Keratin gut vom Haar aufgenommen werden.“
  • „Generell kann ich natürliche Öle sehr empfehlen. Diese sollte man immer in die Spitzen und Längen geben, weniger in den Ansatz. Der Ansatz hat ja den natürlichen Talg und da braucht es nicht noch extra Pflege. Ich gebe das Öl gerne ins feuchte Haar, dann verteilt das Haar das Öl nämlich von selbst, während es im trockenen Haar eher an einer Stelle bleibt.“

 


Wie kann ich meinen Farbton auffrischen?

„Wenn man die Farbe länger frisch halten will, gibt es Conditioner mit Pigmenten. Auch Farbmasken, die Pflege, Feuchtigkeit und Pigmente kombinieren, sind super. Oder man verwendet Shampoos mit auffrischenden Pigmenten: Hier muss man nur aufpassen, dass man auch wirklich in seiner Farbrichtung bleibt, sonst gibt es unschöne Farbstiche.

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Auch Shampoos mit auffrischenden Pigmenten sind eine gute Idee

Von der Sonne ausgebleichte Längen und Spitzen kann man auch mit Glossings, die mit Pigmenten angemischt sind, wunderbar auffrischen. Genauso gut funktioniert eine physikalische Tönung, die sich ums Haar herumlegt. Sie hat – ähnlich wie Conditioner und Glossings – einen sauren pH-Wert und zieht die Struktur der Haare mehr zusammen. Dadurch halten die Farbpigmente wieder besser und man hat zudem diesen schönen Glanzeffekt.“

Blondinen aufgepasst: „Um Verfärbungen zu neutralisieren, muss man immer mit der Komplementärfarbe arbeiten: Gegen einen Gelbstich helfen violette Pigmente, einem Orangestich im Haar kann man mit blauen Pigmenten entgegenwirken. Bei einem Rotstich sind hingegen grüne Pigmente ideal. Zu welchem Farbstich das Haar tendiert, hängt vom Naturton, also von den natürlichen Farbpigmenten des Haares ab.“

Worauf sollte man bei der Haarpflege im Sommer oder Urlaub achten?

„Auf jeden Fall sollte man regelmäßig Conditioner verwenden. Ein Haaröl ist ideal als schnelles Finish – am besten eines mit UV-Schutz. Oder man verwendet nur einen UV-Schutz, das ist auch immer gut. Vor allem bei Rottönen sollte man die Haare besser hochbinden, statt sie Chlor- oder Meerwasser direkt auszusetzen. Ein Sonnenhut als Schutz vor UV-Strahlen ist zu empfehlen. Und ein Shampoo mit Farbpigmenten sollte man einpacken. Auch eine kleine Tube Haarmaske mit Pigmenten sollte man in den Koffer stecken, damit man die Farbe im Urlaub, wenn man zwei Wochen am Meer ist, zwischendurch mal auffrischen kann. Und auch hier gilt: Viel Feuchtigkeit und Pflege sind das Beste fürs Haar. Regelmäßiges Schneiden ist ebenfalls sehr wichtig, um Spliss zu vermeiden. Deshalb sollte man nach dem Urlaub einen Friseurtermin ausmachen, um die Haare wieder in Form zu bringen und trockene Spitzen loszuwerden – besonders dann, wenn man im Urlaub doch mehr entspannt als gepflegt hat.“

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Warum Sie als Blondine immer ein Aspirin in den Koffer packen sollten

Extratipp für blonde Haare: „Ist das Haar blond, sollte man bei Chlorwasser immer aufpassen, damit nicht der besagte Grünstich kommt. Wobei man sich im Fall der Fälle auch im Urlaub ganz gut helfen kann: Alles, was man dafür braucht, ist Vitamin C, zum Beispiel eine Aspirintablette, die man im Wasser auflöst. Wenn man das als Haarspülung verwendet, zieht das den Grünstich wieder raus. Auch Wasser mit einem Spritzer Zitrone ist hierfür geeignet.“


Wie kann man gefärbtes Haar vor Sonne schützen?

„Im Sommer sollte man auf jeden Fall Pflege mit UV-Schutzfaktor verwenden. So gibt es UV-Sprays, die auch die Kopfhaut und den ungeschützten Scheitelbereich schützen. Die Haare werden dabei gleich mitgepflegt. Zudem helfen Sonnenhüte, Caps oder das Hochbinden der Haare dabei, das Ausbleichen gefärbter und ungefärbter Haare zu vermeiden. Außerdem sind hier Conditioner und Glossings das A und O, um das Haar vor dem Austrocknen zu bewahren.“

Färbetipps für den Sommer: „Besonders gut für die Sommermonate geeignet sind Highlights und Balayage. Denn dadurch hat man den Vorteil, dass die Sonne den Ton unterstützt. Trotzdem muss man hier natürlich aufpassen, dass die Haare nicht trocken wirken und man mit der Pflege und dem Styling nacharbeitet.“

Was sollte man bei koloriertem Haar lieber nicht machen?

  • „Falls möglich, sollte man – besonders in den Sommermonaten – auf Pflege- und Stylingprodukte mit Alkohol verzichten, weil diese austrocknend wirken. Viele Haarsprays und Haarwachse enthalten zum Beispiel Alkohol. Damit sollte man deshalb etwas sparsamer umgehen. Stattdessen kann man beispielsweise auf eine Stylingcreme umsteigen – am besten mit Aloe Vera, weil die Creme dann besonders feuchtigkeitsspendend wirkt. Oder man spielt mit Ölen, um die Struktur zu beruhigen, dann braucht man auch weniger Haarspray.“
  • „Zu viel Wasser kann das Haar austrocknen. Auch wegen der Kopfhaut sollte man das Haar nicht zu oft waschen. Zu viel Wasser und Shampoo nehmen nämlich den Resttalg von der Kopfhaut. Und je öfter ich die Haare wasche, desto schneller fallen auch die Farbpigmente raus. Aber man kann auch ohne Waschen einfach eine Maske oder einen Conditioner in die Längen und Spitzen geben. Ein Leave-in-Conditioner macht das Haar ebenfalls weicher und kämmbarer.“
  • „Zu viel oder zu wildes Föhnen sollte man lieber vermeiden. Stattdessen ist es am besten, Locken komplett lufttrocknen zu lassen und danach mit einer Lockencreme zu bearbeiten. Bei glattem Haar hilft es, wenn man es zu 90 % lufttrocknen lässt und dann als Finish mit dem Föhn einmal senkrecht von oben nach unten föhnt. Das hat den Effekt, dass die Schuppenschicht der Haare angelegt wird. Dank dieses Tricks sehen die Haare nach dem Friseurbesuch auch immer so glänzend aus. Beim Styling mit Föhn, Lockenstab und Glätteisen schützt zudem Hitzespray vor dem Austrocknen der Haare.“
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